Die Rübe
Ein klassisches Volksmärchen über Zusammenarbeit, Geduld und die Kraft der Gemeinschaft. Vorlesezeit: ca. 30 Minuten.
Kapitel 1 – Ein ungewöhnlicher Samen
Vor langer Zeit lebte ein alter Bauer in einem kleinen Dorf. Eines Frühlingsmorgens fand er einen merkwürdig großen Samen in seiner Tasche. „Den pflanze ich in meinen Garten“, sagte er. Niemand wusste, woher der Samen kam – vielleicht war er vom Wind herübergeweht, vielleicht ein Geschenk der Natur.
Der Bauer grub ein Loch, setzte den Samen hinein, bedeckte ihn mit Erde und goss ihn sorgfältig. „Nun, kleines Korn“, murmelte er, „zeige uns, was in dir steckt.“
Kapitel 2 – Die Rübe wächst
Tag für Tag ging der Bauer zum Beet. Erst zeigte sich ein grüner Halm, dann mehrere Blätter. Schon bald wuchs die Pflanze schneller als alle anderen. Der Bauer staunte. „So etwas habe ich noch nie gesehen!“
Der Sommer kam, und die Rübe wurde größer und größer. Ihre Blätter ragten hoch über alle anderen Pflanzen hinaus. Bald konnte man den Wurzelkopf über der Erde sehen – er war so groß wie ein Kürbis, dann so groß wie ein Fass. Die Dorfbewohner kamen neugierig vorbei, um das Wunder zu bestaunen.
Kapitel 3 – Der erste Versuch
Als der Herbst kam, beschloss der Bauer, die Rübe zu ernten. Er fasste die Blätter mit beiden Händen und zog. Doch die Rübe rührte sich nicht. Er stemmte die Füße in den Boden, zog kräftiger – aber nichts passierte.
„So eine störrische Rübe!“, keuchte er. „Ich brauche Hilfe.“
Kapitel 4 – Immer mehr Helfer
Die Bäuerin kam dazu. Sie fasste den Bauern am Rücken, der Bauer hielt die Rübe – und sie zogen gemeinsam. Aber die Rübe blieb fest in der Erde.
Da riefen sie die Enkelin. Das Mädchen packte die Bäuerin, die Bäuerin hielt den Bauern, der Bauer die Rübe – und sie zogen und zogen. Doch die Rübe blieb, wo sie war.
„Wir brauchen noch mehr Hände“, lachte die Enkelin. Also kam der Hund. Er zog an dem Mädchen, das Mädchen an der Bäuerin, die Bäuerin am Bauern, der Bauer an der Rübe – aber die Rübe blieb unbeweglich.
Kapitel 5 – Der kleine Hund und die große Aufgabe
Da schlich sich die Katze herbei. „Vielleicht bin ich klein, aber ich will helfen“, sagte sie und packte den Hund am Schwanz. Sie alle zogen gemeinsam – doch die Rübe rührte sich noch immer nicht.
Schließlich kam eine winzige Maus aus dem Feld. „Was wollt ihr?“, piepste sie. „Wir wollen die Rübe ziehen!“, riefen alle im Chor. Die Maus kicherte: „Lasst mich probieren.“ Sie biss sich in den Katzenschwanz, die Katze hielt den Hund, der Hund das Mädchen, das Mädchen die Bäuerin, die Bäuerin den Bauern – und der Bauer die Rübe.
Kapitel 6 – Endlich geschafft!
Alle hielten den Atem an. „Eins, zwei, drei – ZIIIEEEH!“ Sie zogen so stark, dass plötzlich ein lautes „Plopp!“ ertönte. Die riesige Rübe sprang aus der Erde, und alle fielen rückwärts ins Gras. Erde flog in alle Richtungen, und der Bauer lachte, bis ihm die Tränen kamen.
„Seht nur!“, rief er. „Eine Rübe, so groß wie ein Wagenrad!“
Kapitel 7 – Ein Fest der Gemeinschaft
Die Dorfbewohner halfen, die Rübe ins Haus zu rollen. Sie schnitten sie in Stücke und kochten daraus Suppe, Eintopf und sogar süße Rübenkuchen. Jeder bekam einen Teller – vom größten Bauern bis zur kleinsten Maus.
Am Abend saßen sie alle zusammen am Feuer, satt und zufrieden. Der Bauer lächelte: „Heute haben wir gelernt, dass selbst die Kleinste unter uns – die kleine Maus – eine große Aufgabe erfüllen kann.“
Die Rübe war nicht nur eine Mahlzeit, sie wurde zu einem Symbol für Zusammenhalt und Dankbarkeit. Und so erzählte man sich noch viele Jahre im Dorf die Geschichte von der Rübe, die alle nur gemeinsam ziehen konnten.
Gute Nacht.
Figuren & Produkte aus der Geschichte
FAQ
Für welches Alter?
Empfohlen für 3–10 Jahre, mit einfacher Sprache und klarer Struktur.
Vorlesezeit?
Ungefähr 25–30 Minuten, wenn die Geschichte ausgeschmückt vorgelesen wird.
Welche Werte vermittelt die Geschichte?
Sie zeigt, dass Teamarbeit, Geduld und gegenseitige Hilfe auch die größten Aufgaben möglich machen.